Welche Bedeutung hat die Weimarer Verfassung für die Demokratie in Hessen?

Die Novemberrevolution führt 1918 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich und ebnet den Weg in eine parlamentarische Demokratie, die Weimarer Republik. Das neue demokratische System entsteht auf Grundlage der Weimarer Verfassung. Am 31. Juli 1919 nimmt die Nationalversammlung mit 262 zu 75 Stimmen diese Reichsverfassung an, die nach ihrer Unterzeichnung durch Reichspräsident Friedrich Ebert am 14. August in Kraft tritt. Sie ist die erste demokratische Verfassung auf deutschem Boden. Zentrale Errungenschaften sind die Souveränität des Volkes, die Gewaltenteilung und der Grundrechtskatalog. Dieser enthält unter anderem erstmals die staatsbürgerliche und familienrechtliche Gleichstellung der Frauen.

Die Weimarer Verfassung beeinflusst die Verfassungsentstehung des Volkstaats Hessens (Hessen-Darmstadt). Nachdem das ehemalige Großherzogtum Hessen 1918 eine Parlamentarisierung des Staates vollzieht, wird am 26. Januar 1919 der erste Landtag des Volksstaats Hessen gewählt. Wie auch bei der Weimarer Koalition bilden die SPD, das Zentrum und die DDP die stärkste Fraktion. Eine Expertenkommission erarbeitet die Verfassung, welche sich an dem Weimarer Äquivalent und den süddeutschen Entwürfen orientiert. Die am 12. Dezember 1919 verabschiedete Verfassung hat bis zur taktischen Auflösung der Länder 1934 Bestand. Die Verfassung schließt jedoch nicht alle Teile des heutigen Bundeslandes Hessen mit ein. Für die Bereiche der preußischen Provinz Hessen-Nassau gilt die 1920 erlassene Verfassung des Freistaates Preußen.