Welche Rolle spielten die Amerikaner in der Nachkriegszeit bei der Vermittlung demokratischer Werte in Hessen und Fulda?

Aus Sicht der Amerikaner ist die Demokratisierung nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur nicht nur durch die Entnazifizierung zu erreichen. Für sie spielt auch die Reeducation eine große Rolle: Die Deutschen sollen freiheitliche Grundwerte neu erlernen. Daher fördern die USA beim Aufbau demokratischer Strukturen besonders den Kultur- und Bildungsbereich. Der in Bremen stationierte Sergeant Pat Moriarty aus Minnesota stellt ab Herbst 1945 zusammen mit seinen Kameraden im Bremen Boys Club Verpflegung und Unterkunft zur Verfügung, um so die Jugendlichen für demokratische Ideale zu erreichen. Trotz des „Fraternisierungsverbots“, das Treffen zwischen US-Soldaten und Deutschen verbietet, wird sein Vorhaben zum Erfolg und das Angebot wird als German Youth Activities Programm (GYA) auf die gesamte Besatzungszone ausgeweitet. Dazu zählt der Aufbau von Amerikahäusern, Bibliotheken und Austauschprogrammen. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen in Freizeitprogrammen zur Demokratie erzogen werden. Die amerikanische Militärregierung in Wiesbaden fördert jedoch auch aktiv die Wiedereinrichtung der Erwachsenenbildung („Re-Institution of Adult Education“). Politisch unbelastete, fachkundige Personen werden vor Ort mit der Bildung von „true Volkshochschulen“ beauftragt.

Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und dem Rückzug der Besatzungsmacht endet auch die Reeducation-Politik. Viele Amerikahäuser schließen Anfang der 1950er Jahre oder werden in Deutsch-Amerikanische Kulturinstitute umgewandelt, die bis heute die transatlantischen Beziehungen fördern.